„Ohne Emotionen kann man Dunkelheit nicht in Licht und Apathie nicht in Bewegung verwandeln.“ (Carl Gustav Jung)
In der Neurobiologie werden Affekte als angeborene emotionale Systeme bezeichnet, zu denen „Angst, Wut, Trauer, Ekel und Freude“ gehören. Diese Affekte inszenieren sich physisch, bevor wir überhaupt in der Lage sind, Sprache zu nutzen. Sobald diese Affekte mit Sprachsymbolen belegt werden, können wir sie kommunizieren und sie werden zu Gefühlen. Nach und nach kommen dann intersubjektiv erworbene, soziale Gefühle hinzu. Die Emotionen – hier als übergeordneter Begriff genutzt – sind also komplexe Muster aus physiologischen Reaktionen, Gefühlen, kognitiven Prozessen sowie Verhaltensreaktionen, die durch bewusst oder unbewusste Wahrnehmungen von Ereignissen oder Situationen ausgelöst werden.
Sie sind von enormer Bedeutung für das, was wir sind und was wir tun. Sie formen und beeinflussen unsere Identität und unser Verhalten. Sie liefern die Energie, die wir für unsere Arbeit brauchen. Es ist von Vorteil, sich bewusst zu machen, dass jedes emotionale Erleben auf einer bestimmten Form von Aufmerksamkeitsfokussierung beruht. Wir neigen dazu, zu vergessen, dass intellektuelle Einsicht und emotionale Einsicht zwei verschiedene Dinge sind. Letztere berührt uns viel tiefer. Die Hirnforschung hat bewiesen, dass wir nachhaltig lernen können, wenn es uns Freude macht, also emotional aufgeladen ist. Auch für Veränderung im Individuum wie in Organisationen reicht Erkenntnis alleine nicht aus. Verhaltensänderung gelingt nur, wenn Erkenntnis und Emotionen Hand in Hand gehen. Dementsprechend ist der Umgang mit Emotionen und das Thema Emotionsregulation heute wichtiger denn je in Transformationsprozessen und Maßnahmen der Persönlichkeits- und Personalentwicklung. Die hohe Kunst emotionaler Führungs- und Beratungsfertigkeiten ist Empathie (syn. Mitgefühl). Sie bedeutet Verständnis für die emotionale Andersartigkeit der Anderen. Mitgefühl stellt Nähe her, distanziert sich aber von Mitleid und Verschmelzung. Immer mehr Führungskräfte und Berater:innen üben sich darin – aus gutem Grund.